Die Gründung der Wehr

Sich dem Feuer nicht wehrlos preiszugeben, war sicherlich schon immer eine natürliche Reaktion des Menschen. Ob Blitzschlag, unsachgemäßer Feuergebrauch oder Brandstiftung, wenn der Ernstfall eintrat, war es gang und gäbe, dass die Nachbarschaft oder eine Großzahl der Einwohnerschaft zur Löschaktion herbeieilte. Dies gehörte einfach zu den Grundpflichten einer Dorfgemeinschaft.

Aber anscheinend brachte die Praxis wohl ihre Probleme mit sich und als sich der Staat im Laufe des 19. Jahrhunderts immer mehr mit Gesetzen und Verordnungen in das Alltagsleben einbrachte, konnte auch das Feuerwesen nicht unbeachtet davonkommen. So appelliert ein Schreiben des Königlich Bayrischen Bezirksamtes aus dem Jahre 1870 an die Gemeinden eine Wehr von Freiwilligen zu gründen. Die Heimertinger warteten zunächst ab, den aus dem Jahre 1873 ist uns ein nächstes Schreiben erhalten – diesmal vom Landesausschuss der Bayrischen Feuerwehren mit der Bitte um Gründung derselben. Hier wird auch der Grund näher erläutert. Zum einen herrsche ein großer Schlendrian und großes Durcheinander im Löschwesen und zum anderen ging es um die staatliche Unterstützung für Verunglückte bei der Brandbekämpfung. Voraussetzung dazu war allerdings die Bildung einer schlagfertigen Feuerwehr, was der Bürgermeister mit einigen „tatkräftigen“ Bürgern angehen sollte. Die Mühlen der damaligen Zeit mahlten etwas langsamer als heute oder man fühlte sich nicht unter Druck. Es gab ja bereits einen Feuerschutz. Aufzeichnungen aus dem Jahre 1856 über eine Feuerrotte – eingeteilt in vier Abteilungen – bewiesen, dass die „Landgemeinde“ Heimertingen im Bereich Feuerschutz nicht untätig war. Ja man hatte sogar auswärtigen Einsatz und half z.B. anno 1862 in Buxheim und Pleß mit, 1863 war man in Egelsee tätig.

Am 5. November 1875 schlug dann doch die Geburtsstunde der Heimertinger Wehr. Bürgermeister Matthäus Abt und Badereibesitzer („Cirurg“) Karl Gustav Wirsing waren wohl die treibenden Kräfte, denn sie standen nun als Vorstand bzw. Kommandant der anfänglich 30 Mann starken Wehr vor. Damit alle im Verein seine Richtigkeit hatte, wurde Ökonom Josef Leonard Kassier und ein offizielles Schreiben ging am 13. März 1876 ans Bezirksamt mit der Anzeige der Gründung eines Feuerwehr-Vereins. Ein Vereinslokal wurde auch benötigt – man bestimmte den Gasthof Lamm unter Witwe Laupheimer dazu.

Eine Inventarliste von 1876 unterstreicht die Bedeutung, die man der neu geordneten Wehr zuordnete.
33 einzelne Artikel sind aufgeführt, wobei natürlich die zweirädrige Saug- und Druckspritze, der Mannschaftswagen und 150 Meter Hanfschläuche ganz oben anstehen. Die Gemeinde hatte sich erkenntlich gezeigt, schließlich sollt ja die FFW nicht „zwecklos“ dastehen. Nicht nur heutige Vereinssymbole in jeglicher Form sind modern – die Feuerwehr von damals verstand es auch sich darzustellen. Eine „Branddirektionsfahne mit Laterne“ gehörte zur Erstausstattung. Diese Standarte ist bis heute erhalten. Sie hatte früher nicht nur reinen Symbolcharakter, sondern war im Brandfalle das Erkennungszeichen der Kommandozentrale des Kommandanten. Dass Dienst in der Feuerwehr zum „Ehrendienst“ gehörte, lässt sich an den Berufen der Erstmitglieder nachvollziehen. So standen in den ersten Reihen neben den Ökonomen auch die ortüblichen Handwerksmeister. Aber auch normale Bauern und selbst ein Tagelöhner wurde in die 30 köpfige Anfangsgruppe aufgenommen.

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